Startpunkt Schacht Franz Haniel in Bottrop. Jacqueline Trick machte dieses Bild. Für einen möglichst guten Blickwinkel erklomm sie einen Gewächskübel. Lars Kessel sicherte sie dabei ab.
„Wie wäre es denn mal mit einer Capri-Tour entlang verschiedener Zechen?!“ Der Clubkollege Walter Winkler aus der Voreifel stellte mir zu Jahresbeginn diese Frage. Oder war es mehr eine Aufforderung? Egal, unserer „Capri NRW“-Whats App-Gruppe tat eine Aktivität abseits der digitalen Welt gut und das Ruhrgebiet ist ja mein Revier. Also los.
Das Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen ist sicherlich sehr bekannt. Auch das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum haben viele auf dem Schirm. Beide Orte liegen „mitten im Pott“, umzingelt von vielbefahrenen Straßen und vielen Ampeln. Also vielen bekannt und viel bremsen und viel stehen. Das ist nix, also plante ich eine Route am Nordrand des einstigen Steinkohlen-Bergbaus.
Als Startpunkt wählte ich den Schacht Franz Haniel des Verbundbergwerks Prosper-Haniel in Bottrop aus. Hier erhielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Dezember 2018 symbolisch das letzte in Deutschland geförderte Stück Steinkohle.
15 Capri wurden es letztlich, die sich an einem sonnigen Juni-Sonntag unter dem imposanten Fördergerüst sammelten. Ich hatte eine kleine Straßenübersicht der Strecke an jedes Team ausgegeben. Zum Start gab es gleich mal ein paar Erinnerungsfotos. Das Ordnungsamt Bottrop ahndete in einer 30-Kilometer-Zone peinlich genau jeden einzelnen Stundenkilometer zuviel. Vorbei an den ersten drei Standorten in Bottrop und Hünxe ging die Fahrt zum einstigen Förderstandort Fürst Leopold in Dorsten.
Hier legten wir eine Mittagsrast ein, die uns nach einem kurzen Fußweg durch die angrenzende Zechensiedlung zum Glückauf-Grill führte. Currywurst-Pommes-Mayo hatte hier Hochkonjunktur.
Bei der finalen Kontrollfahrt gut 48 Stunden zuvor habe ich noch lauthals geflucht. Eine Straßensperrung versperrte den Weg, ein gut 20 Kilometer langer Abschnitt durch die schöne Hohe Mark war damit erledigt. So rückte das spätere Ziel ungeplant näher heran. Positiver Nebenaspekt: ohne jeden Zeitdruck kamen alle Mitfahrer am Abend daheim in den Genuss des letzten deutschen Gruppenspiels im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft.
Wir passierten nach der Pause zunächst einen Schacht der Zeche Auguste Victoria direkt am Ufer der Lippe in Marl. Durch die bewaldeten südlichen Ausläufer der südlichen Haard erreichten wir den Standort der Schächte 3,4 und 7 von Schlägel & Eisen in Herten. Diese Zeche trug sinnigerweise die Bezeichnung bergmännischer Werkzeuge.
Nach einem kurzen Halt war dann das Ziel bald erreicht. Die Schächte 1,2 und 7 der Zeche Ewald, ebenfalls in Herten, markierten den Endpunkt. Zu dieser Anlage, sowie zu Schlägel & Eisen und Fürst Leopold hatte ich noch Bilder mitgebracht aus den Zeiten des aktiven Bergbaus. Sie lieferten vor allem für die „Nicht-Ruhris“ einen Eindruck von den einstigen Ausmaßen solcher Bergwerke.
Die Straßenübersicht musste bedingt durch eine Sperrung kurzfristig verändert werden. Fotos zeigten die Zechen zu aktiven Zeiten (links). Capri-Urgestein Willi Wilden (Mitte) war auch dabei. Zielankunft auf Ewald (rechts).
[Text: Marc Keiterling - Fotos: Jacqueline Trick & Marc Keiterling]